1. Ich hoffe, ihr habt den Blue Moon und Halloween gut überstanden und könnt heute die wärmende Sonne geniessen.
Der heutige Tag ist jenen Menschen gewidmet, welche nicht mehr mit uns leben. Mit dem Gedenken an sie, weilen sie trotzdem unter uns.
3. Hab grad keine Zeit zum schreiben.
Daher ..........
4. Ich bin froh, hatte ich keine Zeit in mein Tagebuch zu schreiben. Sonst hätte ich vielleicht Worte in mein Tagebuch geschrieben, die meinem gewohnten Wortschatz nicht entsprechen. Was hat mich so aufgebracht? Es sind Leserbeiträge zu
diesem Artikel und die fehlenden Fakten durch die Tageszeitung. Ich habe mich ab der Missgunst der Schreiber erschrocken. Ebenso die Geringschätzung der Betreuungs- und Pflegeleistungen, die durch Angehörigen geleistet werden. Dies hat mich tief getroffen.
Manche Angehörige stehen in der Nacht mehrmals auf, um ihre Angehörige umzulagern oder sie auf die Toilette zu begleiten. Dafür kann nicht einfach die Spitex gerufen werden. Auch wenn Angehörige wie Spitex-Pflegende entlohnt würden, könnten sie lediglich der Zeitaufwand für die Pflege abrechnen. So gibt es für jede Pflegehandlung eine Zeitvorgabe. Für das Duschen z.B. darf die Spitex gerademal 20 Minuten abrechnen. Alles andere was nicht unter die Pflegeleistungen fallen, kann auch gar nicht abgerechnet werden. Diese Kosten werden vom Patienten selbst getragen. Die Kosten bleiben also unverändert, ob die Grundpflegeleistungen von Spitexmitarbeitern oder von Angehörigen erbracht werden.
Ich wünschte mir, wenn sich Personen zu einem so komplexen Thema äussern, sie sich vorerst mit dem Thema befassen würden.
6. Die Sonne hat mich heute aus dem Haus gelockt und mir gezeigt, wie viel Wärme noch in ihr steckt. So fuhr ich auf dem mit Blättern ausgelegten Weg, auf das von der Sonne beschienene Plätzchen unter den Nussbaum. Durch den inzwischen blätter- und nussfreien Baum kann ich meinen Blick auf einen wunderschön blauen Himmel richten. Langweilig - auf keinen Fall. Möwen fliegen lautstark vorbei und am Boden bringen die wieder aufgewachten Eidechsen die trockenen Blätter zum Rascheln. So konnte ich heute wieder auf natürliche Weise wertvolles Vitamin D tanken. Ich hoffe, mit der Sonne und der gestrigen Grippeimpfung zusammen, komme ich gut durch den kommenden Winter. Ein Chip mehr oder weniger - was spielt das jetzt noch für eine Rolle ;-).
Wie viele Menschen die nicht ausser Haus müssen, verbringe auch ich die meiste Zeit Zuhause. Damit ich etwas Abwechslung habe, machen mein Mann und ich ab und an einen Ausflug mit dem Auto. Natürlich immer mit Esswaren im Gepäck. So kommen wir auch nicht mit andern Menschen in Kontakt. Rolliausfahrten und Einkäufe mache ich kaum mehr. Und wenn, dann nur mit Maske. Dutch das Tragen der Maske hoffe ich, ich kann das Risiko einer Virus-Ansteckung für mich und mein Gegenüber etwas minimieren.
7. Wie die Maskenverweigerer würde auch ich mich gerne frei bewegen können und ohne Maske unter Menschen mischen. Dass ein Virus zurzeit sein Unwesen treibt, kann wohl keiner leugnen. Ob das Virus nun naturgegeben ist oder womöglich absichtlich losgelöst wurde, sollte zurzeit eine untergeordnete Rolle spielen. Für Menschen wie mich, die von einer Krankheit betroffen sind, bei der die Atmung geschwächt ist, würde die Ansteckung des Covid-19 Virus sehr gefährlich werden. Müsste ich intubiert werden, käme ich nach einer Genesung von einer künstlichen Beatmung kaum mehr los. Daher habe ich in meiner Patientenverfügung festgehalten, dass ich keine Intubation wünsche. Wenn ich leben will, muss ich mich den Schutzmassnahmen unterwerfen. Ich wünschte mir, meine lieben Mitmenschen würden sich alle an die Schutzmassnahmen halten. Umso schneller bringen wir das Virus hinter uns und wir, die gefährdeten Personen, können unsere ohnehin verkürzte Lebenszeit auch in Freiheit geniessen.
Wenn du im Regen keinen Schirm aufspannen willst und das Nasswerden in Kauf nimmst, ist das deine Sache. Denn, nur du wirst nass. Trägst du hingegen keine Maske, steckst du womöglich dein Gegenüber mit dem Virus an. Das ist dann nicht nur deine Sache.
10. In den kühleren Monaten unternehme ich weniger Rollitouren. Seit ich sitzend unterwegs bin, fühle ich kühlere Temperaturen intensiver und die Kälte durchdringt meinen Körper schneller. Zu sehen ist dies an meiner laufenden Nase. Die neuste Mode hat mir nun ein Kleidungsstück beschert, mit dem ich meine untere Gesichtshälfte warm einpacken kann und so das Naselaufen in Schach hält. Nun muss ich nur noch einsame Routen suchen, um meine neuen bunten Accessoires ausführen zu können. Das wunderschöne Herbstwetter lockt mich zurzeit 2 - 3 Stunden aus dem Haus.
11. Wie ihr am neuen Tagebuchbild sehen könnt, war ich heute unterwegs. Auf der Suche nach der Sonne fuhren wir hoch in die Berge. Die Fahrt zur Sonne hatte etwas mystisches in sich. So strich der Nebel rechts und links des Weges durch die Wälder und dichte Nebelbänke liessen kaum Sicht auf die nächste Kurve zu. Dann plötzlich war sie da die Sonne und sie überstrahlte alles. Ich fühlte die Freude, die Leichtigkeit und das Gefühl frei zu sein. Und da war der Gedanke ... so muss das Leben über den Wolken sein....
Wäre ich denn schon bereit, wäre ich vorbereitet? Nein, bereit zu gehen werde ich wohl noch lange nicht sein. Eigentlich will ich überhaupt nicht gehen. Wieso auch; unsere Erde ist so wunderschön. Corona hat mich jedoch daran erinnert, in nächster Zeit einige Dinge zu regeln und zum Abschluss zu bringen. Und das mache ich doch glatt. Leben, was gibt es Schöneres.
12. Auch wenn ich jetzt noch nicht sterben will, heisst das nicht, dass ich Angst vor dem Tod habe. Warum sollte ich mich schon vor ihm fürchten. Reicht es doch zu erschrecken, am Tag an dem er kommt. Die Prognose der verkürzten Lebenserwartung will ich nicht immer in meinem Nacken spüren. Ab und an daran erinnert zu werden reicht mir völlig. Wenn das Thema Sterben und Tod, wie gerade in dieser Zeit, mehr Raum in meinen Gedanken einnehmen, befasse ich mich auch damit und kläre es. So habe ich vor vier Wochen meine Schutzmassnahmen Zuhause erhöht. Knapp zwei Wochen lang besuchten mich weder Therapeuten, noch wurde ich von meinen Assistentinnen Zuhause unterstützt. So durfte ich die volle Aufmerksamkeit meines Mannes geniessen. Seit zwei Wochen sind nun wieder meine Assistentinnen bei mir im Einsatz. Sie verrichten einen reduzierten Dienst. Die Therapiestunden habe ich ebenfalls wieder aufgenommen. Schliesslich will ich meine Beweglichkeit so lange wie möglich erhalten und ich lasse nicht zu, dass meine Therapieerfolge dem Corona-Virus zum Opfer fallen. Es gilt für mich abzuwägen, zwischen Schutz und deren Folgen. Ich freue mich jedenfalls riesig auf die Zeit nach Corona.
13. Ich denke, wie wir zum tot-sein stehen, hängt sicher auch von unserer Glaubensrichtung ab. Geprägt wird diese in unserer Kindheit. Die Eltern geben die Glaubensrichtung vor. So war es auch bei mir. Der Glaubensgemeinschaft Römisch-Katholisch zugehörig, erhielt ich bis jetzt die Sakramente der Taufe, der 1. Kommunion / Eucharistie, der Firmung, des Busssakraments und der Eheschliessung. Zudem durfte ich als erstes Mädchen in unserer Kirche, zusammen mit meinem Cousin den Wein und das Wasser zum Priester an den Altar bringen. Dieses Privileg verschaffte mir unser Onkel, der viele Jahrzehnte als Sakristan amtete. Hielt diese Prägung des christlichen Glaubens in meinem erwachsenen Leben bestand?
Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mir diese Leitlinien für meinen Weg mitgaben. Vielen dieser Linien versuche ich auch heute zu folgen. So will ich meinen Mitmenschen unvoreingenommen begegnen und sie falls nötig und wie mir eben möglich, auf ihrem Lebensweg unterstützen. Viel mehr braucht es gar nicht. Was mir in den Leitlinien im röm. kath. Glauben zu kurz kommt, sind unsere Mitbewohner die Tiere. Auch sie sollen ein gutes Leben haben. Und der Satz, "macht euch die Erde untertan" passt wohl kaum mehr in die heutige Zeit.
So haben im Laufe meines Lebens mitgegebene Leitlinien eine Korrektur oder einen kompletten Richtungswechsel erfahren. Den krassesten Richtungswechsel habe ich wohl dem Hinterfragen der Existenz von Gott beschritten. Dieser Richtungswechsel ist noch nicht definitiv vollzogen. Ich suche noch immer Meine Leitlinie. Die meisten von uns brauchen eine Stütze, die wir in ausweglos scheinenden Situationen anrufen können. In der Hoffnung, dass da doch noch mehr ist und das einfach nicht Wissen ob diesem, wandere ich zurzeit wohl als Agnostikerin durch mein Leben.
So ist es wohl auch nachvollziehbar, dass ich möglichst lang mit offenen Augen durch unseren Planeten streiffen möchte. Menschen, die fest an ein Leben nach den Tod glauben, wird der Abschied vom irdischen Leben womöglich etwas leichter fallen. Sie dürfen sich freuen, dass es irgendwo, irgendwie weiter geht. Ich freue mich ab ihrem unerschütterlichen Glauben. Ich hoffe, dass alles so eintreffen wird, wie jeder das für sich persönlich wünscht. Für mich ist es auch vollkommen in Ordnung, hier auf der Welt bleiben zu dürfen.
14. Wenn ich den Tod als endlos sehe, muss ich davon ausgehen, dass ich mit den Menschen, die in mein Leben getreten sind und mir wichtig sind, nie mehr zusammenkommen werde. Als Lebende macht mich diese Aussicht traurig. Der Abschied von einem geliebten Menschen fällt so, umso schwerer. Aber, soll ich deswegen von einem Leben nach dem Tod ausgehen, um mir den Schmerz zu ersparen.
Ganz verschwindet ein Mensch ja nie. So sind es Erinnerungen und sichtbare Spuren, mit denen wir einen Menschen bei uns behalten. Und ab und an zaubern uns diese Erinnerungen ein Lächeln ins Gesicht.
Vielleicht kommt das oben Geschriebene abgeklärt und der Gefühle arm daher. Vielleicht bin kühler und im Nehmen härter geworden. Vielleicht ist dies auch einfach mein Schutz, damit ich andere Menschen, welche vom gleichen Schicksal betroffen sind wie ich, möglichst lange unterstützen kann. Meistens sind uns nur wenige Jahre auf dem gemeinsamen Weg gegönnt. Die Krankheit ALS nimmt mir immer wieder meine Weggefährten. Jeder Verlust schmerzt und ich musste lernen damit umzugehen.
Aber jetzt genug des Todes, das Leben ruft.
18. November Monat der Skorpione.